Mohnblumen kenotaph


 

Die Kriegsereignisse im Jahre 1816 sind in der belgischen Kleinstadt Ypern noch heute überall präsent - weit eindrücklicher, als man sich das in Deutschland vorstellen kann.

Und das keineswegs in heroischer Erinnerung als Sieger, sondern eher mahnend und warnend. Bereits kurz nach Ende des Krieges blühten auf den Schlachtfeldern wieder Blumen - Mohnblumen. Sie wurden zum Symbol, dass nach dem großen Sterben das Leben weitergeht. Sie sind aber gleichzeitig ständige Erinnerung an das Blut, das vergossen wurde.

2009 hatte Luc Vandecasteele, aufgewachsen in der Region Ypern, die Idee, 100 Jahre nach den schlimmsten Schlachten in Belgien noch einmal mit einer besonderen Aktion auf die Schrecken des Ersten Weltkrieges aufmerksam zu machen, der mit modernen Waffen geführt wurde. Er reihte sich mit dieser Idee in die seit Jahren laufende internationale Friedensbewegung der Schmiedefamilie ein. In Terrence Clark aus Großbritannien - damals Vorsitzender der British Artist Blacksmiths Association - (BABA) - fand er schnell einen überaus kreativen Partner mit starker Organisation im Hintergrund.

Entstehen sollte ein zwölf Meter hohes Denkmal für einen Soldatenfriedhof, umsäumt von hunderten von Mohnblumen. Um das gesamte Ensemble sollte ein Zaun aus 24 Elementen gestaltet werden - jedes Element von einem Team von Schmieden - direkt auf dem zentralen Platz in Ypern geschmiedet. Jedes Zaunelement sollte szenisch die Leiden und den Tod, die Hoffnungen und die Wünsche der Soldaten 1916 auf den Feldern um die Stadt darstellen.

Über einige Jahre wurden Fäden geknüpft, Sponsoren und Helfer gesucht und gefunden.

Die Idee wurde öffentlich gemacht, soziale Medien eingesetzt, Kontakte rund um den Globus genutzt. Luc Vandecasteele erinnert sich:

»Manchmal schien uns die Sache über den Kopf zu wachsen. Unser Projekt entwickelte sich in Dimensionen, die wir niemals für möglich gehalten hatten. Und ständig begleitete uns die Angst, es nicht schaffen zu können.« Rückblickend sagt er: "Immer, wenn wir glaubten, finanziell oder arbeitstechnisch an unsere Grenzen gestoßen zu sein, eröffneten sich neue Wege - wir fanden Sponsoren wie die Sigma-Gruppe aus Dillingen im Saarland, die uns das zentrale Element des geplanten Mahnmales nicht nur kostenfrei zur Verfügung stellte, sondern den sieben Meter hohen, zwölf Tonnen schweren Stahlkoloss auch noch bearbeitete und transportierte. Oder einen Metallbetrieb, der die Rohlinge für mehrere Tausend Mohnblüten

stiftete, oder Kollegen, die die Stängel der Blumen herstellten und dafür keinen Cent verlangten."

Über das Internet und die persönlichen in der ganzen Welt über das Projekt informiert. Die Rohlinge gingen über Tausende von Kilometern auf Weltreise. Denn die Organisatoren hatten sich in den Kopf gesetzt, dass vor allem Kinder rund um den Globus diese Rohlinge zu Mohnblüten verschmieden sollten. Hunderte von Blüten wurden unter fachlicher Anleitung von Kinderhand gestaltet.


Noch nie gab es in Europa ein so beeindruckendes Schmiede-Event. Zwei riesige Arbeitszelte mit rund 30 Essen standen zur Verfügung. Die Organisation des sechstägigen internationalen Treffens vom 1. bis 6. September 2016 war bis ins kleinste Detail bedacht worden. Es gab sage und schreibe 108 Bewerbungen. Letztlich entschied sich die Jury für 24 Entwürfe von Schmieden aus 17 verschiedenen Ländern. Alle Teams wurden mit ihren Zaunteilen fertig. Das war nicht zuletzt der perfekten Logistik zu verdanken. Die beiden Organisatoren Luc Vandecasteele und Terry Clark wurden 2018 in Kolbermoor bei der Biennale mit dem Prof. Alfred Habermann-Preis für diese Aktion ausgezeichnet.

 

Mehr über das Projekt


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